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Tag 2 nach DRM – Was kommt als Nächstes?

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Vor wenigen Tagen war es so weit: Der Erste der vier großen Musikkonzerne hat den Schritt zu DRM-freier Online-Musik vollzogen. EMI Music hat als ersten Partner Apple gewählt, um in deren iTunes Store ungeschützte Versionen der Musikstücke und -videos verkaufen zu können. Welche Folgen dieser Schritt in Richtung ungeschützte Inhalte haben wird, gegen den sich die Konzerne lange Zeit gewehrt haben, steht noch in den Sternen.

Es bleibt abzuwarten, wie die anderen drei großen Labels Universal Music, Sony BMG und Warner Music nun reagieren werden. Der Schritt zu ungeschützter Musik hat für den Konzern vor allem den Vorteil, dass die Negativmeldungen vergangener Zeit zumindest einen kleinen Positivschub verzeichnen dürften.

Ob die nun ungeschützten Songs für eine Erhöhung der Piraterie sorgen werden ist zweifelhaft. Wer unbedingt an ein bestimmtes Musikstück kommen wollte hatte auch bisher die Möglichkeit dazu. Entweder online oder durch das Kopieren oder Rippen der CD eines Freundes.

Der digitale Schutz der Songs hat für die Konzerne hingegen viele Nachteile. Im Falle von iTunes war man an den iPod gebunden, wollte man die legal erworbene Musik unterwegs genießen. Natürlich konnte man die Musik als Audio-CD brennen und wieder importieren, doch verlieren die Tracks dabei weiter an Qualität.

Gleichzeitig ist der Hype der Medien durch die letzten Entwicklungen bei EMI stark übertrieben. Schließlich ist der aktuelle Schritt nur die Aufhebung von etwas, was sie selbst angerichtet haben. Sollte man sich also noch dafür bedanken, dass einem in Kürze nicht mehr ohne Grund Steine oder schlimmeres in den Weg geworfen werden, um die Freiheit zu haben, legal erworbene Musik überall nutzen zu können, wo und wie man es will? Ähnliches gilt übrigens auch für DVDs: Da gilt das minutenlange Anzeigen von Warnungen, bevor man auf das Menü zugreifen kann, noch als guter Ton.

Doch zurück zum EMI/Apple-Deal. Welche Auswirkungen hat das neu eingeführte System auf die Nutzer des iTunes Store? Zunächst einmal ist das 99-Cent-System tot. Nach der Unterteilung der Songs in 0,99 und 1,29 Euro teure Tracks ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit bis neue Releases ebenfalls keine einheitlichen Preise mehr haben. Gleiches gilt – zum Glück – auch für Songs mit nur 128 kBit/s. Die Enkodierung mit 256 kBit/s dürfte es spätestens jetzt der Mehrheit der Nutzer unmöglich machen noch Unterschiede zur CD-Qualität festzustellen.

Der Wegfall des DRMs hat aber auch speziell für Apple einen wichtigen Aspekt. Man kann nun einer EU-Untersuchung aufgrund der Koppelung von iTunes Store und iPod entspannter entgegen sehen, denn die ungeschützten Songs im AAC-Format lassen sich auch auf Playern anderer Hersteller abspielen. In Sachen Preisunterschiede zwischen den verschiedenen Stores in Europa wird sich der Entscheid zu Gunsten DRM-freier Musik allerdings wohl nur schwer positiv bemerkbar machen. Nach eigenen Aussagen ist aber auch Apple daran interessiert in Europa nur einen Store zu betreiben. Die Interessen zwischen EU und Apple sind also gar nicht weit entfernt voneinander; zwischen EU, Apple und den Musikkonzernen sieht dies natürlich vollkommen anders aus.

Man sollte aber auch die Indie-Artists nicht vergessen, die ihre Musik nicht in digitalen Hand- und Fußfesseln sehen wollten. Bislang hatte Apple kein derartiges Angebot und so gab es viele Künstler, die Ihre Musik nur über Webstores angeboten haben. Ein einheitliches und einfaches System sieht anders aus. Hier könnte sich also in naher Zukunft auch Besserung ergeben.

Man kann also nur abwarten und beobachten, wie sich die Verkaufszahlen von EMI Music im iTunes Store ab Mai entwickeln. EMI will aber nicht ausschließlich mit Apple zusammenarbeiten; man sei auch anderen Anbietern gegenüber offen, die den Katalog des Konzerns ungeschützt anbieten wollen.